Vor zehn Jahren gewann Lena Meyer Landrut mit „Satellite“ den Eurovision Song Contest für Deutschland. Spätestens seitdem hat es mir der Grand Prix durchaus angetan. Und das nicht durch die Musik. Machen wir uns nichts vor, die ist größtenteils fürchterlich.
Drei andere Dinge gefallen mir am ESC besonders. Erstens: Die unvorstellbar aufwendige und liebevolle Inszenierung. Zweitens: Dass es eines der letzten verbliebenen Schwergewichte der Samstagabend-TV-Unterhaltung ist. Drittens: Natürlich die Kommentatoren mit Kultfaktor.
Bleiben wir bei der Zahl drei. Hier kommen meine besten drei Erlebnisse rund um den Eurovision Song Contest.
Der Eurovision Song Contest hat eine große Fangemeinde in England. 2016 habe ich dort gewohnt. Den ESC habe ich allerdings nicht in meiner Wahlheimat Sheffield geguckt. An dem betreffenden Wochenende war ich bei einer Rennveranstaltung in Silverstone im Einsatz.
Nach getaner Arbeit habe ich im nahegelegenen Northampton eine nette Grand-Prix-Party gesucht. Im Hinterhof eines Pubs wurde ich fündig.
Für die Punktevergabe habe ich mich dann lieber unter Volltrunkene gemischt und die Studentenkneipe der Uni von Northampton aufgesucht. Großbritannien und Deutschland belegten schließlich die Plätze 24 und 26 – bei 26 Teilnehmern eine ernüchternde Bilanz. In der Kneipe hat das aber kaum mehr jemand mitbekommen. Dort waren die meisten ausreichend damit beschäftigt, noch aufrecht sitzen zu können.
Lenas Sieg in Oslo ist selbstverständlich die herausragende Erinnerung an den Eurovision Song Contest 2010. Aber mir hat vor allem der monatelange Vorlauf und dessen positive Annahme viel Spaß gemacht.
Es begann mit „Unser Star für Oslo“. In der Casting-Show wurden über anderthalb Monate der deutsche Interpret und der deutsche Beitrag ermittelt. Dank der Zusammenarbeit der ARD mit Stefan Raab war der die deutsche Beteiligung am ESC plötzlich auch für Teile des ProSieben-Publikums interessant.
In der ESC-Woche selbst wurde Raabs Abendshow TV Total aus Oslo gesendet. Raab und weitere bekannte ProSieben-Gesichter begleiteten Lena, stellten die anderen Kandidaten vor und zeigten das bunte Treiben in der Arena und die Attraktionen der Stadt.
Ob das deutsche Publikum dem damaligen ESC durch die erfrischende Berichterstattung tatsächlich stärker entgegengefiebert hat als heute, kann ich nicht einschätzen. Mir jedenfalls haben die zahlreichen Blicke hinter die Kulissen im typischen Stil von TV Total ungemein gefallen. Der tolle Auftritt und der Sieg von Lena waren dann der perfekte Abschluss eines tollen ESC-Jahres.
Nach dem Sieg von Lena fand der Eurovision Song Contest im Folgejahr in Deutschland statt. Durch die überlasteten Server beim Ansturm auf die Tickets ist mir eine Karte für das Finale leider duch die Lappen gegangen.
Stattdessen habe ich mir ein Ticket für das Jury-Finale geschnappt. Dies fand 24 Stunden vor der Show am Samstagabend statt und wurde nicht im Fernsehen gezeigt. Die Musik-Fachjurys der einzelnen Länder vergaben hier bereits ihre Punkte, bevor am Samstagabend das TV-Publikum abgestimmt hat. Gleichzeitig war das Jury-Finale die Generalprobe für die Show am Samstag. Die Abläufe waren also identisch.
Mein Höhepunkt des Abends war das Opening mit der Rockabily-Version von Lenas Siegertitel „Satellite“, inszeniert von Stefan Raab und der XXL-Variante seiner Haus-und-Hof-Band Heavytones.
Eine riesige Big Band, großartige Beschallung, massig Pyrotechnik und ein fetter Böller zum Schluss: Der Rumms in der Halle war fantastisch. Ein überragendes Stück Livemusik und damit definitiv meine Nummer eins der ESC-Erlebnisse.