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5 Tage, 5 Highlights: Die Formel 1 am Nürburgring

Zum ersten Mal seit 2013 fuhr die Formel 1 dieses Jahr wieder am Nürburgring. Für Olli Martini und mich eine große Freude, die Rückkehr nach sieben Jahren als Streckensprecher für die Zuschauer auf den Tribünen zu begleiten. 13.500 hartgesottene Fans kamen unter Corona-Auflagen und trotz der einstelligen Temperaturen. Ich selbst war von Mittwoch bis Sonntag vor Ort. Hier sind die Höhepunkte, Tag für Tag.

Mittwoch – Corona-Test negativ

Zum Hygienekonzept der Formel 1 gehört ein negativer Corona-Test für jeden, der das Fahrerlager betreten möchte. Also ging es am Mittwoch ins eigens für die Formel 1 eingerichtete Test-Center direkt an der Strecke.

Es war mein erster Corona-Test. Der Österreicher, der mir das Stäbchen in die Nase geschoben hat, war auch ausgesprochen freundlich. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass mir das Ding mit einem Mü mehr Druck oben wieder aus dem Schädel gekommen wäre.

Aber keine Sorge für diejenigen von euch, die den Test noch vor sich haben. Es tut nicht weh, es ist schlimmstenfalls unangenehm. Im Zweifel sollte man sich mehr Sorgen um das Ergebnis machen, als um den Test selbst.

Bei mir war jedenfalls alles gut. Mit negativem Test und Ticket um den Hals stand die Tür ins Fahrerlager offen.

Hat nichts mit dem Corona-Test zu tun, war aber lecker: Das Steak vom heißen Stein nach dem Test

Donnerstag – Gang durch die Boxengasse

Die Garagen der Teams zählen zu den vielen Heiligtümern in der Formel 1. Die Zugänge zur Boxengasse sind klar geregelt. Jemand wie ich, der wenn überhaupt nur ein Mal im Jahr bei der Formel 1 dabei ist und nicht mit dem intimen WM-Tross mitreist, kommt üblicherweise nicht rein – Streckensprecher hin oder her.

Umso besonderer war es, dass ich am Donnerstag noch reingelassen wurde. Wer weiß, wahrscheinlich war mein Ticketchip einfach nur falsch formatiert. Egal. Der Gang der Boxengasse, das Spähen in die Garagen und der Blick auf diese faszinierenden Autos hat zu 100 Prozent diese anmutige Atmosphäre versprüht, die eben nur die Formel 1 versprühen kann.

Anschließend bin ich dann noch die Rennstrecke abgelaufen. Das verschafft immer ein paar Eindrücke aus Fahrersicht. Und nach dem weiter oben gezeigten Steak vom Vorabend war ein bisschen Bewegung wahrscheinlich auch nicht das schlechteste.

Freitag – Unerschütterliche Fans

Es hätte ein großer Tag für die Formel 1 und ihre Fans werden sollen. Mick Schumacher sollte sein Debüt in der Königsklasse geben und im Alfa Romeo das erste Freie Training fahren. So ermöglichen die Teams ihren Nachwuchs- und Testfahrern gelegentlich etwas Fahrzeit, bevor ab dem zweiten Freien Training wieder die Stammfahrer übernehmen.  

Aus der langerwarteten Premiere von Mick wurde aber nichts. Über dem Nürburgring hing dichter Nebel. Der Rettungshubschauer hätte nicht starten können. Das ist aber zwingend erforderlich, ansonsten dreht sich kein Rad. So kam es dann auch.

Zum Verzweifeln: Kein Fahrbetrieb am Freitag

Das Wetter besserte sich den ganzen Freitag über nicht. Die Zuschauer, die seit dem Morgen bei Kälte, Regen und Nebel auf den Tribünen ausgeharrt hatten, bekamen den ganzen Tag über nicht ein einziges Rennauto zu sehen. Und das konnten sie sich nicht mal schönsaufen. Als Teil des Corona-Protokolls wurden an den Buden keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt.

Trotz des ernüchternden Tages waren die Fans gutgelaunt. Das weiß ich aus erster Hand. Ein paar Freunde von mir zählen zu den Bekloppten, die sich das auf der Tribüne angetan haben.

Samstag – Plötzlich zwei Deutsche am Start

Dass am Samstag endlich Autos gefahren sind, war schon Höhepunkt genug. Allüberragend war aber, dass Olli und ich am Samstagvormittag über die Beschallung den völlig unerwarteten Start von Nico Hülkenberg ankündigen durften und die Fans damit – neben Sebastian Vettel – einen zweiten Deutschen zum Anfeuern hatten.

Frohe Kunde für die Fans: Nico Hülkenberg fuhr am Nürburgring

Es kam aus dem Nichts. Hülkenberg war am Samstagmorgen noch in Köln, um dort für RTL vom Rennen zu berichten. Plötzlich brauchte Racing Point ausgesprochen kurzfristig Ersatz für den kränkelnden Lance Stroll. Stunden später ging es für Nico Hülkenberg am Nürburgring ins Qualifying. Eine großartige Geschichte und eine kleine Entschädigung für das Publikum nach dem geplatzten Debüt von Mick Schumacher tags zuvor.

Sonntag – Mick Schumacher sorgt doch noch für Gänsehaut

Am Sonntag hatte Mick Schumacher doch noch seinen großen Auftritt, wenn auch unangekündigt. Lewis Hamilton hatte kurz zuvor das Rennen gewonnen und damit Michael Schumachers Rekord von 91 Siegen egalisiert – ausgerechnet vor deutschem Publikum und auf Schumachers Heimstrecke.

Beim Interview nach dem Rennen, das auch auf den Tribünen zu sehen und zu hören war, übergab Mick einen Helm seines Vaters mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch von uns allen. Großartiger Erfolg. Das ist sein Heim aus 2012“ an Lewis Hamilton.

Neben Lewis Hamilton mit auf dem Podium: Der Helm von Michael Schmumacher

Da ist auch Olli und mir kurz ganz anders geworden. Auch weil wir die rührende Übergabe mit unseren eigenen Augen aus der Sprecherkabine überblicken konnten. Ein denkwürdiger Abschluss eines unvergesslichen Grand-Prix-Wochenendes.

20. Oktober 2020