Üblicherweise jammere ich ja darüber, dass ich die DAZN-Übertragungen der MotoGP aus dem Studio in München kommentiere und nicht vor Ort an der Rennstrecke bin. Bei den Sendungen aus Thailand am ersten Oktober-Wochenende brachte der Standort München allerdings einen Trost mit sich. Nach den Übertragungen der Qualifyings hatte ich am Samstagnachmittag die Gelegenheit, zum ersten Mal das Oktoberfest zu besuchen und mir einen Vor-Ort-Eindruck von der Wiesn zu machen.
Die folgenden fünf Oktoberfest-Thesen habt ihr bestimmt schon mal gehört. Vielleicht haltet ihr sie ja sogar alle für zutreffend. Hier sind meine Eindrücke dazu.
Stimmt nicht.
Vor allem am frühen Nachmittag schlenderte die Hälfte des Publikums in Zivil über das Gelände. Gegen Abend, als ich mich in Anbetracht der fürchterlich frühen Sendezeit für den folgenden Rennmorgen vom Acker gemacht habe, wurde nicht nur der Besucherandrang insgesamt deutlich größer. Auch die Tracht- und Dirndl-Quote stieg deutlich.
Stimmt nicht.
Zumindest nicht im Falle der einen Maß, die ich mir erlaubt habe. Selbst der Spuckschluck hatte noch Kohlensäure und war angenehm kühl. Und ich habe mir die Maß durchaus eingeteilt und nicht übermäßig schnell getrunken. Wobei das natürlich eine sehr subjektive Wahrnehmung sein kann.
Stimmt bedingt.
Eine Maß kostet 11,80 Euro. Macht 5,90 Euro für den gängigen halben Liter. Das ist definitiv kein Schnapper, aber zumindest nicht astronomisch weit von den Bierpreisen anderer Großveranstaltungen entfernt.
Stimmt.
Das Gelände ist riesig. Deswegen haben sich die Besucher, vor allem am frühen Samstagnachmittag, auf dem Areal verteilt. Durch das schlechte Wetter waren die Zelte aber früh voll bis auf den letzten Platz. Ohne langes Anstehen blieb nur ein Platz in einem der Biergärten draußen.
Bequem sitzen ging nicht. Dafür standen die Tische und Bänke viel zu dicht beieinander. Auf die Dauer regelt es wahrscheinlich der Alkohol. Ansonsten braucht es reichlich Wiesn-Erfahrung, um ein bequemes Plätzchen zu finden.
Stimmt nicht.
Gut, ich war nicht zur Hauptverkehrszeit da. Jedenfalls gab es in meinem Beisein keine Schlägerei, keine Pöbelei, nicht mal ein böses Wort, von dem ich etwas mitbekommen hätte.
Was das weitere Verhalten betrifft, bin ich nach meinem Auslandsjahr in England wahrscheinlich zu blauäugig. Dass sich Menschen außerhalb der britischen Inseln vor der Fressbude, der Biertheke oder der Pissrinne anständig anstellen, ist wohl einfach zu viel verlangt.
Und damit von München wieder nach Thailand. Alle DAZN-Abonnenten von euch können sich die besten Szenen der MotoGP, der Moto2 und der Moto3 vom Grand Prix in Buriram hier anschauen.