BLOG

Zwischen Gerichtstermin und Hundeauslauf: Interview mit Isle of Man-Größen

Für das just race-Magazin habe ich einen Bericht über die Tourist Trophy auf der Isle of Man geschrieben. Das ist das berühmteste Motorradstraßenrennen der Welt. Seit 1904 fährt dort ein Haufen Geisteskranker auf einem lebensgefährlichen Kurs um die Wette. Von der Inselhauptstadt Douglas schlängelt sich der 60 Kilometer lange „Mountain Course“ über öffentliche Straßen durch enge Dörfer und die kurvige Prärie.

Wenn ihr von alldem noch nie etwas gesehen habt, guckt mal in das Video rein. Keine Sternstunde der Schnittkunst, aber es verdeutlicht, was auf der Isle of Man los ist.

Kein Wunder, dass es die Draufgänger auf der Isle of Man seinerzeit ziemlich kaltgelassen hat, als 2009 erstmals eine eigene Rennklasse für Elektromotorräder an den Start geschickt wurde. Und um genau diese Klasse ging es im just race-Heft.

Mark Miller hat dieses Rennen 2010 gewonnen. In unserem Skype-Gespräch hat der US-Ami seine Eindrücke von damals angenehm ungeschönt wiedergegeben. „Viele Fans und vor allem wir Fahrer haben das für bescheuert gehalten. Erst wollte ich mich wirklich nicht auf ein selbst zusammengebautes Motorrad setzen. Ich habe mir gedacht, ich bringe mich für euch mit dem Ding doch nicht um. Aber dann habe ich es gesehen und es hat einen si­cheren Eindruck gemacht.“ Nach unserem Gespräch hat sich Miller dann übrigens zu einem Gerichtstermin verabschiedet. Gegenstand: Ein Vorfall im Straßenverkehr. Sachen gibt’s.

Das besagte selbst zusammengebaute Motorrad: Mark Millers Sieger-Bike aus dem Jahr 2010

Millers Fahrerkollege Michael Rutter war sogar während des Interviews schon unterwegs. Allerdings nicht mit Gerichtspapieren, sondern mit dem Hund. Und den habe ich – durch etwas Irritation in puncto Normal- und Frontkamera – deutlich öfter gesehen als Michael.

Hundeelend: Michael Rutter hat sein Motorrad zum Glück besser im Griff als seine Smartphone-Kamera

Die beiden Interviews waren wirklich wohltuend und erfrischend. Das waren mal keine Fahrer in adretter Teamkleidung vor einer großen Sponsorenwand, die ohne Emotion irgendein PR-Zeug runtererzählt haben und im Falle von Zuwiderhandlung mit Stromstößen vom Marketing-Personal hätten rechnen müssen. Das waren einfach zwei Typen mit einem irrsinnig großen, irrsinnig rostigen und irgendwie irrsinnig schönen Nagel im Kopf. Mehr nicht.

4. März 2021