BLOG

5 Gründe: Warum Autorennen in Poznań Spaß machen

20 Minuten von Poznańs Stadtzentrum entfernt liegt die Rennstrecke Tor Poznań. „Tor“ heißt im Polnischen „Bahn“. Und diese Bahn, inklusive ihres Umfelds, ist wesentlich rudimentärer als die bekannten Rennanlagen in Europa. Das verschafft ihr einen ganz eigenen Charme. Hier sind fünf Impressionen von meinem ersten Besuch.

1. Das Fahrerlager

Keine verspiegelten Hospitalities, keine Catering-Zelte und nicht mal asphaltierter Boden. In Poznań campieren die Teams auf einer buckeligen Wiese. Auch in der Boxengasse arbeiten die Teams nicht in Garagen. Stattdessen gibt es einen großen Pavillon. Die Bereiche der einzelnen Teams trennen keine Mauern, sondern Gitter. Abschließbare Boxentore gibt es logischerweise nicht. Stattdessen unhandliche Plastikplanen, die über ein Schienensystem zugezogen und mit ein paar Schnüren festgezurrt werden. Ist was weggekommen? Soweit ich weiß nicht.

2. Die Rennautos

In der polnischen Rundstrecken-Meisterschaft tummeln sich zwar auch ein paar Prototypen und moderne GT-Autos und Tourenwagen. Aber der Löwenanteil sind betagte Kleinwagen, die man hierzulande kaum mehr auf der Straße sieht, geschweige denn auf der Rennstrecke. Verkleidungen raus, Käfig rein, Semi-Slicks drunter, fertig. Schön zu sehen, dass Rennen fahren auf diesem rudimentären Niveau angenommen wird. Ein wichtiges Zeichen für einen Sport, der von Natur aus viel zu teuer ist.

3. Die Rennleitung

Moderne Rennstrecken haben festinstallierte Kamerasysteme rund um den gesamten Kurs. Die dienen aber nicht der TV-Übertragung, sondern der Überwachung des Renngeschehens seitens der Rennleitung. Bis zum letzten Jahr gab es in Poznań gar kein Kamerasystem. Über den Winter wurde aufgerüstet, allerdings durch die Corona-Pandemie nicht vollständig. Auf einem einzigen Fernseher im Turm der Race Control sieht der Rennleiter ein Dutzend Kamerabilder. Die Anordnung ist völlig durcheinander, manche Bilder sind verschwommen, anderswo setzen dauernd Kameras aus, von manchen Kurven gibt es drei Einstellungen, von anderen wiederum gar keine. Und so behilft sich der Rennleiter nicht selten mit dem Blick aus dem Fenster. Geht auch.

4. Die Tribünen

Auf keiner anderen Strecke habe ich jemals so kleine Tribünen gesehen. Und auch keine, die so sehr vom Einsturz bedroht sind.

5. Die Stadt

In Corona-Zeiten ist es unsinnig, Reiseempfehlungen auszusprechen. Das ändert aber nichts daran, dass Poznań wunderschön ist mit seinem herausragenden Marktplatz und den alten Fassaden überall in der Innenstadt. Für mich das Schönste: Viele Gebäude sind nicht restauriert, sondern nur in Stand gehalten. Sie haben Patina. Dann sind da noch die kreativ eingerichteten Restaurants und Bars, die Leute, die besser Englisch als Polnisch sprechen und ganz selbstverständlich die günstige und trotzdem überragende Küche. So überragend, dass ich sogar Fotos davon gemacht habe. Und das will was heißen. Nicht, weil ich beim Essen anspruchsvoll bin. Ich esse es nur lieber gerne, als es zu fotografieren.

7. Juli 2020