Jonas Folger hat sich auf dem Hockenheimring zum Titelträger der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft gekrönt. Direkt nach dem Rennen sind wir mit dem früheren MotoGP-Fahrer über die Start-Ziel-Gerade und an den Tribünen vorbeigelaufen und haben das Meisterinterview gemacht.
Das Finale in Hockenheim war der einzige IDM-Termin der kompletten Saison, der vor Publikum stattfinden konnte. Und auch wenn sich die wenigen zugelassenen Zuschauer auf den riesigen Tribünen ziemlich verloren haben, war es nach einer Saison vor verschlossenen Rängen etwas sehr Besonderes, die treuen Fans zum Ende für ihren neuen Champion applaudieren zu hören.
Fast unvorstellbar, dass das 2020 gewesen sein soll. Aber im Januar waren 10.000 Fans beim ADAC Supercross in der rappelvollen Dortmunder Westfalenhalle und haben wie immer richtig Stimmung gemacht. Vor allem bei der Entscheidung um den Königstitel, der an den besten Fahrer des Drei-Tage-Wochenendes geht.
Nach schlechtem Start kämpfte sich Tyler Bowers Runde für Runde näher an die Spitze und entschied den fesselnden Showdown gegen Cédric Soubeyras letztlich für sich. Das hat die ganze Halle mitgerissen.
Weil wir nicht aus einer abgeschlossenen Kabine moderieren, sondern mitten in der Halle, bekommen wir dieses Spektakel aus Motorenlärm, Dreck, Qualm und Jubel ungefiltert mit. Und das geht unter die Haut.
Die letzten Meter haben dem ohnehin spektakulären MotoGP-Rennen in Österreich die Krone aufgesetzt. Das entscheidende Manöver im Dreikampf um den Sieg passierte in der allerletzten Kurve.
Besser noch: Der Sieger in diesem irren Finale war bis dato kein Stammgast auf dem Podium. Stattdessen feierte der Portugiese Miguel Oliveira seinen ersten Sieg in der MotoGP und bescherte damit seinem Tech3-Team nach zwei Jahrzehnten in der Königsklasse den ersten Triumph.
Dieser überragende Rennausgang war die letzte von etlichen Kehrtwenden beim Steiermark Grand Prix. Eine davon war der erschreckende Sturz von Maverick Viñales, der zum Glück gut ausging.
Nach vier Sendetagen inklusive einer beinahe schlaflosen Rennnacht war ich gewohntermaßen schon ziemlich platt, als ich mich für die Schlussphase der 24 Stunden von Le Mans ans Eurosport-Mikrofon gesetzt habe. Zumal wir dieses Jahr aus Deutschland gesendet haben und nicht wie sonst die Stimmung vor Ort an der Rennstrecke aufsaugen konnten.
Aber die letzte Rennstunde war nochmal unglaublich aufregend – vor allem, weil damit kaum zu rechnen war. Die meisten Positionen schienen schon bezogen. Doch dann war das Rennen durch Unfälle, Safety-Car-Phasen, Regentropfen und Strategiekniffe auf den letzten Metern plötzlich nochmal komplett offen. Stillsitzen war unmöglich.
So ein Showdown packt einen grundsätzlich immer. Aber hier ging es um Sieg oder Niederlage beim wichtigsten Langstreckenrennen der Welt. Und das hat dieses turbulente Finale so herausragend gemacht.
Der Einsatz als Streckenkommentator bei der Formel 1 am Nürburgring war unvergesslich. Da war das angekündigte Debüt von Mick Schumacher, der wetterbedingt ausgefallene Trainingsfreitag, der plötzliche Einsatz von Nico Hülkenberg bei seinem Heimrennen und letztlich der unterhaltsame Grand-Prix mit Gänsehaut nach dem Rennen, als Mick Schumacher einen Helm seines Vaters an Lewis Hamilton übergeben hat. Mehr dazu lest ihr übrigens hier.
Aber warum ist das Formel 1-Wochenende am Ring meine Nummer eins für 2020? Es gab dieses Jahr spannendere Rennen, die ich kommentiert habe. Generell hat die Formel 1 schon spannendere Zeiten erlebt. Das Regelwerk ist undurchsichtig. Die Autos sehen nicht mehr so schön aus, wie sie es mal taten. Und sie klingen auch nicht mehr so fantastisch, wie sie es mal taten. Kurzum: Die Faszination hat etwas nachgelassen.
Trotz allem: Die Formel 1 versprüht für mich noch immer diese ganz besondere Atmosphäre, die nur die Formel 1 versprühen kann. Sie ist und bleibt die Königsklasse. Sie ist und bleibt die Nummer eins.